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Auf der Hauptversammlung vom 25.04.2014 informierten die Liquidatoren des "Herald (Lux) - US Absolute Return" (A0NFHW) über den aktuellen Stand der Dinge. Die im Blog vom 12.12.2012 angekündigte Prüfung, ob die Fondsanlager Mittäter (wie von Insolvenzabwickler Irving Picard zunächst vermutet) oder Opfer sind, scheint nun endlich weitestgehend abgeschlossen.

Anleger, die insgesamt 79,38% der Fondanteile halten, wurden bislang vom New Yorker Insolvenzverwalter Irving Picard als "good-faith-Investoren" anerkannt. Sie haben also zweifelsfrei im guten Glauben angelegt und zählen daher zu den Opfern. Für Anleger mit insgesamt 3,02% der Fondsanteile steht diese Anerkennung noch aus. Die restlichen Anleger haben an der freiwilligen Klassifizierung nicht teilgenommen. Alle Anleger, die den Fonds im Depot bei der Augsburger Aktienbank verwahrt haben, gehören zu den "good-faith-Investoren". Mit dieser Anerkennung verbunden ist der Anspruch auf bislang geleistete und zukünftige Zahlungen aus der Insolvenzmasse der Bernhard L. Madoff Investment Securities LLC ("BMIS"). Laut Auskunft der Luxemburger Abwickler des Herald-Fonds sind dies bislang rund 46% der angemeldeten Forderungen.

Der weitere Fortgang: Zunächst muss hinsichtlich der noch nicht entschiedenen 3,02% eine Anerkennung (oder Nicht-Anerkennung) als Opfer erfolgen, ehe überhaupt eine Grundlage für Zahlungen aus der Insolvenzmasse besteht. Ob dann die Zahlung (und eventuelle künftige weitere Zahlungen) an den Fonds oder unmittelbar an die Anleger erfolgt, wurde nicht klar. Zusätzlich haben die Liquidatoren am 18.02.2014 eine Sammelforderung für den Herald-Fonds beim Madoff Victim Fund angemeldet. Wir berichteten, dass Unklarheit dahingehend besteht, ob tatsächlich der Fonds diese Forderungen anmelden kann oder ob nicht tatsächlich jeder einzelne Fondsanteilsinhaber die Forderungen beim Madoff Victim Fund anmelden musste. Vielleicht ist diese Doppelanmeldung von Fonds und Fondsanteilseignern der Grund dafür, dass aktuell die Meldung durch die Medien geistert, dass es doppelt so viele Madoff-Opfer gäbe als vermutet.

Parallel ist nach wie vor die Schadenersatzklage der Liquidatoren des Herald-Fonds gegen die Luxemburger HSBC Securities im Gange, weil diese Verwahrstelle die Fondsmittel rechtswidrig dem Manager des Fondsvermögens (also Madoff in New York) zur Verwahrung übertragen hat. Wir hatten bereits vor langer Zeit berichtet, dass sich HSBC darauf beruft, nicht gewusst zu haben, dass Madoff auch der Manager des Fondsvermögens ist. Neben HSBC sind weitere Parteien (so z.B. die eingeschalteten Wirtschaftsprüfer) beklagt. Die beklagten Parteien sind aufgefordert, ihre Verteidigungsschriftsätze beim Gericht einzureichen. Am 04.06.2014 will das Gericht entscheiden, ob den Fondsliquidatoren dann wiederum eine Frist eingeräumt wird, um auf diese Schriftsätze erwidern zu können.

Mehr als fünf Jahre nach Bekanntwerden des Betrugsfalls scheint nun endlich Bewegung in die Angelegenheit zu kommen und Anleger dürfen hoffen, nun bald zumindest einen Teil des Schadens ersetzt zu bekommen. Unsere Einschätzung: Wenn der Schaden schon mal durch die Auszahlungen aus der Insolvenzmasse deutlich reduziert ist, könnte sich HSBC vielleicht leichter tun, die Differenz zu den von den Kunden im Fonds angelegten Geldern - vielleicht sogar im Zuge eines Vergleichs - zu übernehmen. Andernfalls ist zumindest insoweit mit dem Weg durch die Gerichtsinstanzen zu rechnen (wobei die Mehrheit der Fachleute wohl nach wie vor erwartet, dass HSBC schuldig gesprochen wird).