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Vernon L. Smith gehört zu den eher unbekannten Nobelpreisträgern, die sich um die Finanzanlagebranche verdient gemacht haben. Völlig zu Unrecht, wie wir meinen, denn der im Jahr 1927 in Wichita/Kansas geborene "Experimental-Ökonom" - übrigens ein Vertreter der Österreichischen Schule - hat als erster wissenschaftlich nachgewiesen, dass die bis dahin geltenden Modelle der Wirtschaftswissenschaftler auf falschen Annahmen beruhen.

Der im gleichen Jahr geborene Harry Max Markowitz musste lange auf den Nobelpreis warten, erhielt ihn jedoch 12 Jahre früher als Vernon L. Smith, der Markowitz widerlegte, indem er nachwies, dass Finanzmarktakteuere keineswegs rational handeln (was im übrigen bereits in dem 1955 erschienenen Buch von Fred Schwab "Where Are the Customers´Yachts" - auch heute noch bei Amazon erhältlich und absolut lesenswert - nachgelesen werden konnte). Das Standard-Experiment von Vernon L. Smith haben wir bereits in unserem AECON-Newsletter vom 15.11.2005 ("Begegnung mit einem Nobelpreisträger") beschrieben und es scheint mal wieder soweit zu sein, dass Anleger den verpassten Kurschancen hinterher rennen, um durch ihre Käufe nun die Kurse weiter nach oben zu treiben.

Bei einer solchen "Rallye auf Treibsand" sind die Ausschläge so hoch, weil zunächst die eigentlich eher ängstlichen Anleger zunehmend zur Erkenntnis gelangen, dass sie nun einsteigen müssen, wenn sie die gute Chance nicht völlig verpassen wollen. Sie geben den Kursen zusätzlichen Auftrieb. Dies sind aber genau die Anleger, die sich auch schnell wieder von ihren Investments trennen, wenn eine Gegenbewegung einsetzt. Während sie dann noch - nicht selten zu Kursen unterhalb ihrer Einstandspreise - verkaufen, beginnen andere bereits, sich zu günstigeren Kursen wieder einzudecken. Es ist das klassische, von Vernon L. Smith tausendfach nachgewiesene Übertreibungsmuster, dem übrigens dann stets eine Übertreibung in die andere Richtung folgt.

Rational bestätigen wir uns, dass das heutige Kursniveau nichts mit den Übertreibungen des Jahres 2000 zu tun hat. Deswegen finden auch Journalisten - in jüngster Zeit auch immer häufiger wieder auf den Titelseiten - genügend gute rationale Argumente, warum die Rallye weitergeht. Leider werden so Erwartungen geschürt, die ängstlichere Anleger bei der ersten (notwendigen) Verschnaufpause nervös werden lassen. So mündet eine ganz normale Korrektur schnell in einen Crash, dem anschließend wieder Chancen folgen, von denen aber zunächst niemand etwas wissen will.

Zu schade, wenn Anleger, die vor kurzem noch einen jährlichen Wertzuwachs von 5% als erstrebenswertes Ziel definierten, aktuell mit 5% Plus seit Jahresbeginn unzufrieden sind und nach mehr Rendite verlangen ... aber bitteschön ohne dabei zusätzliche Risiken einzugehen. Für sie ist der windstille Tag der Beweis dafür, dass Treibsand keineswegs gefährlich ist. Nachvollziehen kann man dies alles anhand erfolgreicher vermögensverwaltender Fonds, die natürlich auch Schwächephasen haben, wobei man sehr sorgfältig zwischen Schwächephase und Vorsicht unterscheiden sollte. Wer bspw. den "Acatis GANÉ Value Event UI" (A0X754) - und dieser sei hier nur stellvertretend für eine ganze Reihe verschiedenster VV-Fonds erwähnt - vor ein paar Monaten mit Blick auf den Gesamtchart erworben hat, der konnte sich leicht für diesen Fonds entscheiden, weil sowohl in den letzten Monaten der Baisse 2008/09 als auch in der scharfen Korrekturphase im Sommer 2011 geringere Drawdowns zu beklagen waren. Getreu dem Motto "Make more by loosing less" lag der Fonds mit seiner Ergebnisentwicklung vor drei Monaten noch seit seiner Auflage vor gut vier Jahren oberhalb der Wertentwicklung des MSCI World. Doch das was der Anleger nun über die letzten drei Monate erlebt hat, enttäuscht ihn kurioserweise. Würde er genau hinschauen, so würde er aber feststellen, dass der MSCI World zum Beispiel auch im Herbst 2010 deutlich stärker zulegte als der GANÉ-Fonds. Es dauerte nicht lange, bis in 2011 die Korrektur-Schockwellen den MSCI World in der Spitze nahezu 20% verlieren ließen, während die Anleger des GANÉ-Fonds sich mit einem Maximum Drawdown von nur 11,38% deutlich besser arrangieren konnten.

Rationale Entscheidungen sind nicht angesagt. Je nachdem, wann er in ein und denselben Fonds investiert hat, beurteilt der Anleger diesen Fonds höchst unterschiedlich. Genau hier liegen - von Vernon L. Smith nachgewiesen - die Gründe dafür, dass Anleger so häufig enttäuschend abschneiden. Stattdessen sollten sie sich vielleicht besser Gedanken darüber machen, dass man sich auch darauf vorbereiten muss, weniger zu verlieren und so könnte man in den entscheidenden Phasen (häufig als "die Ruhe vor dem Sturm" bezeichnet) vielleicht auch formulieren "Make less for loosing less!".